Bitcoin als Anlageklasse

Bitcoin als Anlageklasse

2024 markiert für Bitcoin einen Wendepunkt. Mit der Einführung von Bitcoin-ETFs in den USA erhält die Kryptowährung quasi den Ritterschlag von der Wall Street. Bitcoin hat sich von seinem Ruf als Währung für Kriminelle zu einer anerkannten Anlageklasse und einem integralen Bestandteil der globalen Finanzmärkte entwickelt.

Für Bitcoin-Investoren hat das 2024 fulminant begonnen. Der Platzhirsch unter den digitalen Vermögenswerten hat bis Mitte April ein Kursplus von knapp 50% erreicht. Im März knackte Bitcoin sogar ein neues Allzeithoch von knapp 74’000 US-Dollar. Dieser Meilenstein unterstreicht die zunehmende Reife und Akzeptanz von Bitcoin. 

Link zur Tabelle: Bitcoin im Vergleich zu Aktien und Gold

Ein wesentlicher Kurstreiber für die positive Performance – übrigens seit Jahren – sind die neu eingeführten Bitcoin-ETFs in den USA. Seit ihrer Zulassung haben diese elf Bitcoin-ETFs Neugelder von über 12,5 Milliarden US-Dollar eingesammelt. Inzwischen verwalten alle in der USA zugelassenen Bitcoin-Vehikel 55 Milliarden US-Dollar oder anders ausgedrückt: Sie besitzen 4,26 Prozent aller im Umlauf befindlichen Bitcoins.

Besonders hervorzuheben ist der Bitcoin-ETF von BlackRock (Kürzel: IBIT), der nicht nur als der am schnellsten wachsende ETF in der Geschichte gilt, sondern nach nur drei Monaten zu den weltweit 100 grössten ETFs zählt. Diese Dynamik lässt sich deutlich im Vergleich mit dem grössten Gold-ETF, GLD, erkennen, der 2004 eingeführt wurde. Dieser brauchte zwei Jahre um Anlagen im Wert von 10 Milliarden US-Dollar einzusammeln, der iShares Bitcoin ETF knackte diese Marke bereits nach zwei Monaten. 

Einfluss von Privatinvestoren 

Der starke Zustrom wird primär von Privatinvestoren vorangetrieben, während die meisten professionellen Anleger noch abseits stehen. Weniger aus Skeptik, vielmehr befinden sich diese im Due-Diligence-Prozess. Es wird erwartet, dass die ersten namhaften institutionellen Anleger in den kommenden Monaten beginnen werden, in Bitcoin-ETFs zu investieren. 

Der wahre Durchbruch für Bitcoin steht jedoch noch bevor: Bitcoin wird dann zur Königsklasse aufsteigen, wenn Banken und andere institutionelle Investoren Bitcoin & Co. fest in ihre strategische Asset-Allokation integrieren. Dieser Prozess könnte noch einige Jahre in Anspruch nehmen, bis ein Grossteil der Institutionen diesen Schritt vollzogen hat. 

Renditevergleich 

Trotz anhaltender Kritik und Zweifeln hinsichtlich der Legitimität und Sicherheit von Bitcoin als Anlageklasse, liefern historische Daten starke Belege für die Investitionsattraktivität von Bitcoin. Die Betrachtung der Renditen der letzten 12 Jahre zeigt, dass Bitcoin in acht dieser Jahre die beste Performance aller Anlageklassen erzielte. 

Lediglich in drei Jahren blieb Bitcoin hinter diesen traditionellen Anlageklassen zurück. Angesichts dieser beeindruckenden Leistungsbilanz wäre es unklug, risikofähigen Anlegern die Möglichkeit solch attraktiver Renditen vorzuenthalten.

Quelle: Fintool.ch

Eigenschaften von Bitcoin

Bitcoin ist als Anlageklasse vor allem wegen seines einzigartigen Narrativs interessant. Der König der Krypto-Assets wird oft als „digitales Gold“ bezeichnet, ein Wertspeicher in der digitalen Ära, der potenziell vor Inflation schützt und eine Unabhängigkeit von traditionellen Finanzsystemen bietet. Die wichtigsten Eigenschaften:

  • Dezentralisierung: Im Gegensatz zu traditionellen Währungen und Anlageklassen, die oft von Regierungen oder zentralen Institutionen gesteuert werden, basiert Bitcoin auf einer dezentralen Blockchain. Dies bedeutet, dass keine einzelne Entität die Kontrolle über das Netzwerk hat, was eine wesentliche Abweichung von herkömmlichen, zentral gesteuerten Finanzsystemen darstellt.
  • Begrenztes Angebot: Bitcoin hat ein festgelegtes maximales Angebot von 21 Millionen Coins, was durch das zugrunde liegende Netzwerkprotokoll garantiert wird. Diese Knappheit ist ein entscheidender Faktor, der Bitcoin als Wertspeicher attraktiv macht. Das Protokoll definiert genau, wie und wann neue Bitcoins generiert werden. Diese klaren Regeln machen Bitcoin berechenbar und transparent, was einen wesentlichen Vorteil gegenüber dem traditionellen Finanzsystem darstellt.
  • Innovationspotential: Als Vorreiter der Blockchain-Technologie repräsentiert Bitcoin auch das Potential für technologische Innovationen, die das Finanzwesen grundlegend verändern könnten. Investitionen in Bitcoin sind daher auch Investitionen in das Potential dieser Technologie, was eine neue Dimension für Anleger darstellt.
  • Globaler Zugang und Liquidität: Bitcoin kann von jedem mit einer Internetverbindung gekauft und verkauft werden, was den Markt extrem zugänglich macht. Diese globale Reichweite und hohe Liquidität machen Bitcoin zu einem einzigartigen, grenzüberschreitenden Vermögenswert.

Bitcoin und seine Volatilität

Bitcoin ist bekannt für seine hohe Volatilität und wird oft als Argument gegen eine Investition angeführt. Doch in der Anlagewelt ist Volatilität nicht nur negativ, sondern birgt auch Potenzial für höhere Renditen. Diese Volatilität hat in den letzten Jahren tendenziell abgenommen, was auf die zunehmende Marktteilnahme und die breitere Akzeptanz von Bitcoin zurückzuführen ist. 

Mit dem Eintritt institutioneller Investoren in den Markt wird Bitcoin immer mehr in bestehende Finanzsysteme integriert. Diese zunehmende Adoption trägt zur Reifung des Marktes bei, erhöht die Liquidität und stabilisiert durch das breite Engagement der Marktteilnehmer die Volatilität.

Bitcoin weist oft eine geringe Korrelation zu traditionellen Anlageklassen auf, was ihn zu einem nützlichen Diversifizierungsinstrument macht. Diese Unabhängigkeit erweist sich besonders in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit oder bei Stress im Finanzsystem, das durch hohe Schulden, Inflation und wiederkehrende Bankausfälle geprägt ist, als vorteilhaft.

Allerdings ist die Korrelation von Bitcoin gegenüber konventionellen Anlageklassen nicht stabil. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass in Phasen, in denen Investoren sich kollektiv von risikoreichen Anlagen trennen, Bitcoin ähnliche Muster wie Technologieaktien aufweist. 

Wie in Bitcoin investieren: Die Selbstverwahrung

Beim Investieren in Bitcoin steht ein Investor vor einer grundlegenden Entscheidung, die eng mit der Philosophie von Bitcoin verbunden ist: Soll ein Investor die Selbstverwahrung wählen, um vollständige Kontrolle und Unabhängigkeit zu geniessen, oder wäre es vorteilhafter, das Vermögen durch einen Intermediär verwalten zu lassen?

Ber der Selbstverwahrung hat der Investor die vollständige Kontrolle über seine „Keys“, die den Zugang zu den eigenen Bitcoin ermöglichen. Nutzer, die ihre Keys selbst verwalten, sind finanziell unabhängig: Kein Staat und keine Bank können direkt auf diese Vermögenswerte zugreifen oder sie einfrieren. Dieser Aspekt mag in unseren Breitengraden absurd klingen, doch Milliarden von Menschen leben in Nationen, die von politischer Instabilität und ökonomischer Unsicherheit geprägt sind, wo solche Freiheiten besonders wertvoll sind. Die Herausforderung hierbei ist jedoch, dass die Verantwortung für die Sicherheit der Bitcoin vollständig beim Besitzer liegt. 

Mit ETF oder ETP in Bitcoin investieren

Für Investoren, die nicht die Verantwortung für die Verwahrung ihrer Keys übernehmen möchten (oder dürfen), bieten sich Banklösungen oder Finanzinstrumente wie ETFs oder ETPs an. Diese Optionen vereinfachen das Management von Bitcoin erheblich und profitieren von einem regulierten Rahmen und ermöglicht eine reibungslose Integration in bestehende Anlageportfolios.

Dadurch bleibt ein Investor weiterhin abhängig vom gewählten Anbieter und bleibt „Teil des Systems“. Wer also Bitcoin als Absicherung gegen ein fragiles Finanz- und Bankensystem betrachtet, fügt sich damit in die bestehenden Finanzstrukturen ein. 

Bei der Investition in die US-ETFs sollten Anleger jedoch die Kostenstruktur genau betrachten: Neben den üblichen Transaktionsgebühren (Courtagen) und den jährlichen Managementgebühren fällt häufig eine zusätzliche Gebühr für den Handel an ausländischen Börsen an. Zusätzlich belastet die Stempelsteuer auf US-ETFs mit 0,15% die Rendite. Nicht zu vergessen ist die  US-Erbschaftssteuer, die auch für Schweizer, die in ETFs mit Sitz in den USA investieren, je nach Ausgangslage gilt. 

In der Schweiz sind schon länger Exchange Traded Products (ETP) erhältlich, die sich von ETFs dadurch unterscheiden, dass sie kein Sondervermögen bilden und somit ein Emittentenrisiko tragen. Die meisten ETP-Anbieter haben jedoch Sicherheitsvorkehrungen getroffen, die das investierte Vermögen auch im Falle einer Insolvenz schützen.

Im Vergleich zur Selbstverwahrung zeigt sich die Gebührenstruktur dieser Produkte als Nachteil, da bei der Selbstverwahrung weder Depot- noch Verwaltungskosten anfallen. Zudem bieten regulierte Produkte nicht die Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit.

Bitcoin direkt bei Banken kaufen

Einige wenige Schweizer Banken bieten den Handel mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen über ihre E-Banking-Plattformen an. Kunden profitieren dabei von einer vertrauenswürdigen und sicheren Handels- und Verwahrungsumgebung. Zusätzlich bieten diese Möglichkeiten einen hohen Komfort: Die Bitcoins werden direkt im Depot angezeigt, und am Jahresende sind sie nahtlos in den Steuerausweis integriert.

Allerdings bedeutet die Abhängigkeit von der Bank bei der Verwaltung der Kryptowährungen auch eine eingeschränkte Kontrolle für die Anleger und möglicherweise limitierte Handlungsoptionen. So lassen viele dieser Angebote das Versenden und Empfangen von Bitcoin (noch) nicht zu, was ein wesentlicher Bestandteil der Grundphilosophie von Bitcoin ist. 

Aus Kostensicht entfallen bei dieser Form die jährlichen Verwaltungsgebühren, die bei Produkten wie ETFs und ETPs anfallen. Dennoch müssen Anleger mit Handelsgebühren und Depotgebühren rechnen. Da Bitcoin in US-Dollar gehandelt wird, sollten Investoren auch prüfen, wie das jeweilige Institut diese Positionen berechnet und zu welchem Wechselkurs.

Bitcoin – gekommen um zu bleiben

Trotz seiner Jugend als Technologie zeigt Bitcoin bereits eine beeindruckende Akzeptanz. Seine Adaption ist zwar noch gering im Vergleich zu etablierten Finanzsystemen, doch sie wächst stetig. 

Risikofähige Anleger können in Erwägung ziehen, 3 bis 5 Prozent ihres Portfolios in Bitcoin zu investieren, um Diversifikation und potenzielle Gewinne zu maximieren. Entscheidend ist die Wahl zwischen Selbstverwahrung und der Verwahrung durch eine Bank oder einen anderen Dienstleister. 

Insgesamt bietet Bitcoin eine spannende Möglichkeit, in eine Technologie und in ein berechenbares digitales Geld zu investieren, welches das Potenzial hat, die Landschaft der globalen Finanzmärkte nachhaltig zu verändern.

Autor: Rino Borini, Gründer House of Satoshi

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